ICH TRAGE MEIN HERZ
Auf einem Stapel von neun dünnen Matratzen liege ich im Flur.
Von einem Blatt in meiner Hand lese ich laut einen selbstgeschriebenen Text. Es geht ums Herz. Ich lasse das Kalkpapier zu Boden gleiten, setze mich auf, trage die oberste Matratze hinaus aus dem Haus und stelle sie an die gegenüberliegende Steinmauer.
Ich kehre zurück, lege mich wieder hin und lese ein Gedicht von Herzen vor. Trage auf eine andere Art die nächste Matratze bis zur Mauer.
Beim nächsten mal übergebe ich den Text einem jungen Mann, lege mich hin und höre zu. Trage die Matratze ab. Sieben Menschen lesen meine verschiedenen Herzens-Texte auf ihre Art, und ich trage nach jeder Stimme die Schlaf-Unterlagen nach und nach auf meine Art nach draussen.
Ich buckle sie, schmeisse sie, trage sie sorgfältig hoch, schleife sie nach, wickle mich in sie hinein. Am Ende ist der Gang geleert, einige Blätter liegen auf dem Boden.
Draussen an der Sonne zeugen aufgereihte Matratzen vom Geschehen.
